Mittwoch, 16. Januar 2019

Adorno, Utopie, Frieden

Um an dieser Stelle einen allgemeinen Satz zum Wesen der Utopie zu formulieren, sei zunächst auf die so schönen wie wahren Worte Adornos hingewiesen, die lauten: „Keiner unter den abstrakten Begriffen kommt der erfüllten Utopie näher als der des ewigen Friedens.“ Jede Utopie, die nicht die Menschheit als ganze meint, sondern weiterhin einen kulturell, sozial, sexuell oder sonst wie konstruierten „Anderen“ braucht, der von ihrem Glück nicht nur ausgeschlossen ist, sondern für sie auch als Feindbild herhalten kann, muss sich letztlich in eine Dystopie verkehren.

Und das, wohlgemerkt, nicht nur für diese Anderen, sondern für alle Menschen, weil sie doch dazu verdammt erscheinen, die alte Dialektik von Herren und Knechten immer weiter zu reproduzieren, die Hegel wohl schon richtig beschrieb, allerdings ohne sich des geballten Grauens ihrer Mechanismen für das Individuum und die Gesellschaft, die aus vielen Individuen besteht, im frühen Neunzehnten Jahrhundert doch ganz bewusst sein zu können oder zu wollen. Vielmehr scheint es, dass sein dialektisches Denken, dessen Ansatz gewissermaßen ein individualpsychologischer ist, in der Erkenntnis des Grauens an seine Grenze stoßen muss. Ich möchte in an dieser Stelle mit einem anderen Satz aus der „Minima Moralia“ schließen: „Psychologie reicht ans Grauen nicht heran.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen