Freitag, 18. Januar 2019

Kolumbus, ich und wie die Welt wurde, was sie heute ist Teil 3: Lösungen

Ich selbst wurde genau 488 Jahre und eine Woche nachdem Kolumbus‘ drei Schiffe zum ersten Mal in Richtung Westen in See stachen, um einen Seeweg nach Indien zu finden, in eine gut situierte Familie in Berlin-Tempelhof hineingeboren– und damit zugleich in den neokonservativen Backlash der 1980er Jahre und das monokulturelle Umfeld, in dem ich aufwuchs: deutsch, weiß, hetero, Cis. Meine frühen Prägungen allein dadurch von Menschen umgeben zu sein, die in ziemlicher Ausschließlichkeit diesen Kriterien entsprachen, haben Stimmen in mir hinterlassen, die mir nur zum Beispiel sagen, dass mein Blick auf Menschen ohne meine Privilegien, die ein anderes Geschlecht haben oder anderswo geboren wurden, deren Haut dunkler ist als meine, ein anderer sein sollte als auf „meinesgleichen“. Dazu kamen in einer patriarchalen Kultur – zumindest in meinem Fall wohl nicht zuletzt in ihren popkulturellen Ausprägungen – andere, die behaupteten, dass ich immer stark sein müsse und nicht weinen dürfe und es etwas mit meiner Persönlichkeit und ihrem Wert zu tun habe, mit wie vielen Frauen ich Sex habe und ob diese normierten Vorstellungen von Schönheit entsprechen. Das einzige, was sie alle dabei letztlich wollen, ist mich von mir und meinen Mitmenschen zu entfremden und zu trennen, anstatt mir die Möglichkeit zu geben, mich mit mir selbst und meinen Mitmenschen verbunden zu fühlen.

Es ist bezeichnend dass es gerade ein Festival wie das Pornfilmfest in Berlin und eine DVD-Edition sind, die Filme über die Dekolonisierung Afrikas versammelt, die die Perspektive der oben genannten Regisseure auf eine Welt und ihre Zwänge, die – bei allen persönlichen und biographischen Unterschieden natürlich – der meinen entspricht, in vielerlei Hinsicht aufbrechen und neue und andere Perspektiven schaffen und zulassen: Filme von Frauen, Filme von Menschen aus Lateinamerika, Afrika und Asien, Filme von und über Homosexuelle und Trans, Filme, die mich in vielfältiger Hinsicht mit Menschen und ihren Sexualitäten konfrontieren, die nicht der meinigen entsprechen. Wenn das Kino – auch als Ort des Austausches und der Begegnung – immer schon davon lebte, dass es einen dazu anhält – manchmal auch regelrecht dazu zwingt –, andere und neue Perspektiven einzunehmen, könnte man das, was das Pornfilmfestival (nicht nur) mir bietet, vielleicht auch mit dem Namen nennen, den besagte DVD-Edition als Titel hat: „Spectres of Freedom“.

Teil 1, Teil 2

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen