Ich schreibe in
letzter Zeit sehr viel, wie immer hauptsächlich über meine große
Leidenschaft: das Kino. So unterschiedlich die Filme von Paul Verhoeven, Brian Yuzna und Stewart Gordon oder Abel Ferrara auch sein
mögen, die ich innig liebe und es wohl immer tun werden, sie haben
doch gemeinsam, dass ihre Regisseure – wie ich – gewisse
Privilegien genießen, für die sie nichts können und nichts getan
haben: sie alle sind als weiße, heterosexuelle Cis-Männer ohne
Behinderung in westlichen Industrienationen geboren – und für sie
gilt, wie für alle Menschen, die nicht jung sterben, dass sie
irgendwann alt werden. Unsere trans- und homophobe und
heteronormative, rassistische und sexistische, ableistische und
antisemitische, klassistische und lookistische, ageistische und
xenophobe Kultur ist eine voller Zwänge, denen die einzelnen
Individuen in ihrer Umwelt begegnen, die sie aber auch und vor allem
internalisieren.
Wenn mir die Filme
von Verhoeven, Ferrara, Yuzna und Gordon diese Zwänge in aller
Brutalität vorführen, mit ihnen immer wieder subversiv spielen,
wenn es Filme sind, die nicht nur immer wieder von drastischer Gewalt
handeln und sie zeigen, sondern letztlich fast selbst zu Gegengewalt
werden in der bissigen Satire und dem beißenden Spott, der
Verzweiflung und Wut, mit der sie den Verhältnissen begegnen, dann
entspricht die Perspektive, aus der heraus sie das tun, dabei doch
immer der meinen, wenn ich Texte wie diesen schreibe (und dass ihre
Filme, die mich teilweise seit Jahrzehnten begleiten, meinen Blick
auf die Welt entschieden mitprägten, geschenkt). In einer von
westlichen weißen Männern und Mittelklasse-Diskursen dominierten
Welt wie der unseren, müssen alle Menschen, die nach einer Freiheit
streben, die über die Glücksversprechungen von materiellem
Wohlstand hinaus geht, zumindest versuchen, sich von den Zwängen zu
befreien, denen sie – gerne noch einmal: von außen und innen –
unterworfen sind.
Aber natürlich
machen die Privilegien dabei einen Unterschied, weil es eben etwas
anderes ist, ob die Hindernisse, die sich dem Individuum dabei in den
Weg stellen, vornehmlich – oder zumindest auch – äußerliche
sind, Hunger, Armut, Perspektivlosigkeit und/oder Erfahrungen mit
Diskriminierung und Gewalt in all ihren Formen, die Menschen für
Abweichungen von Normen bestrafen, für die sie ebenso wenig können
wie ich dafür, dass ich sie erfülle. Oder aber, ob der Kampf von
mir, meine Emanzipation, eine ist, die sich hauptsächlich in meinem
Inneren abspielt. Denn auch dort wüten der Dämon des Patriarchats
und das Schreckgespenst des europäischen Kolonialismus, von dem man
alles Recht hat zu behaupten, dass mit ihm die Neuzeit beginne. Sorgte er doch auf jenes aufbauend und seine Tyrannei noch
vervielfachend für eine bis heute andauernde globale
Kräfteverteilung, die mit viehischer Gewalt mehr denn je, alle
Bewohner*innen dieses Planeten in gegensätzliche Kategorien teilen
wollte und teilt, die letztlich für uns alle in all unserer
individuellen und kollektiven Vielfalt nur Gefängnisse sein können,
laufen sie doch schlussendlich auf nur eine einzige Dichotomie
hinaus: Mächtige und Machtlose (oder Ohnmächtige).
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